Das vergangene Jahr war ein gutes. Mit einem Stipendium von Netzwerk Recherche bin ich für ein paar Wochen in den Süden der DR Kongo geflogen, um über den Kobaltbergbau zu berichten. Hier nun ein paar späte Notizen dazu.
Autor: jonasgerding
Afrika in der Schuldenfalle?
Droht Afrika eine Schuldenkrise, die absichtlich von China konstruiert wurde, um geopolitische Ambitionen durchzusetzen? Tatsächlich ist die Verschuldung auf dem afrikanischen Kontinent in den vergangenen Jahren gestiegen. Doch ist China dabei meist nur ein Kreditgeber unter vielen. Wer wie die USA allein China die Verantwortung für wachsende Verbindlichkeiten zuschiebt, setzt sich daher dem Verdacht aus, nicht als Fürsprecher Afrikas zu handeln, sondern ganz gezielt eine eigene politische Agenda zu verfolgen. Im Falle der USA ist es der offensichtliche Versuch,
Chinas wachsenden Einfluss auf und in Afrika zu kontern. Deshalb zeigt die
Debatte über die Schuldenfalle auch eine weitere Facette des Machtkampfes
zwischen den beiden rivalisierenden Supermächten.
Nachzulesen in der März-Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik.
Im Kongo pfeifen Entwicklungshelfer auf den Pressekodex
Ich war im Rahmen meines Praxissemester beim Pole Institute im Kongo, dort vor allem eingespannt in die Arbeit des lokalen Radiosenders Pole FM. Das Institut hat seinen Sitz in Goma, im Osten des Landes. Ich müsste an dieser Stelle zu weit ausholen, um die komplexen Konflikte zu erklären, die in den letzten Jahrzehnten mehrere Millionen Tote gefordert haben. Nur so viel: Vor diesem Hintergrund ist eine Friedensmission der Vereinten Nationen (aka MONUSCO) vor Ort und zahlreiche internationale Organisationen, sowie Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt.
Wenn nun zum Beispiel die Weltbank eine neues Projekt startet – beispielsweise eine Straße baut – ist sie auf gute Publicity angewiesen. Sie wird Verträge mit lokalen Radiosendern schließen, die Journalisten zu den Projekten schicken, um umfangreiche Reportagen darüber zu produzieren. Ganze Sondersendungen entstehen so, oft viele Folgen lang, häufig über mehrere Monate hinweg ausgestrahlt und wiederholt. In jenen sogenannten “Publireportagen” erzählen Anwohner, Politiker und Projektleiter, wie sich das Leben aller dank der Straße zum Guten verbessert hat. Negatives hat da keine Platz. Wie denn auch? Es handelt sich schließlich um Werbung, für die Organisationen tausende Dollar springen lassen.
Was Jamaika für die Afrikapolitik bedeutet
Ich befinde mich gerade nicht in Deutschland. Das hatte ich ja im vergangenen Newsletter bereits geschrieben. Ich verfolge deshalb die Koalitionsverhandlungen nicht bis ins kleinste Detail. Aber da ich mir im Sommer bereits die Wahlprogramme der Partien vorgeknüpft hatte, möchte ich auf ein paar der Knackpunkte hinweisen, die die Afrikapolitik betreffen. Weiterlesen
Kongo, Klappe die Zweite
Viereinhalb (!) Jahre ist es her, als ich mir an einem Strand Kongo-Brazzavilles ein „Au revoir“ wünschte. Zuvor habe ich die benachbarten Demokratische Republik Kongo bereist. Allerdings nur einen kleinen Wipfel im Westen des riesigen Landes. Nun habe ich eine Chance gefunden mich in den Osten des Landes zu begeben.
Ein Genozid, der nicht ausgesprochen wird
Neulich habe ich das Buch „Die Deutschen und ihre Kolonien: ein Überblick“ gelesen. Es wollte so gar nicht zu den Eindrücken passen, die mir damals im Geschichtsunterricht vermittelt wurden. Zu vernachlässigen sei der deutsche Kolonialismus, insbesondere im Vergleich zu dem Gebaren anderer europäischer Mächte, hieß es dort. Ein erster Blick auf die nackten Zahlen mag das bestätigen. Aber das rechtfertigt doch nicht, Schülern so wenig über den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia zu vermitteln – oder den Tod von 300000 (!) Menschen im damaligen Deutsch-Ostafrika in Folge des Maji-Maji-Aufstands auszublenden. Zugegeben, es ist fast zehn Jahre her, dass ich in der Oberstufe war. Also habe ich einen Blick in ein paar Schulbücher in der Kölner Stadtbibliothek geworfen. Weiterlesen
5 Dinge, die bei den Afrika-Berichten der Neurechten auffallen
Ich habe ein paar Google-Alerts für Themen eingestellt, die ich verfolge. Das lässt einen kurz aus der eigenen Filterblase heraus blicken. Bisher habe ich auf Links von RT Deutsch, Sputnik und die anderen Angebote rechter News-Seiten nicht geklickt. Moment, irgendjemand muss das schließlich lesen, dachte ich mir. Deshalb habe ich mich einmal in aller Ruhe (die sich dabei bewahren lässt) auf den Seiten umgeschaut – und mir auch Tichys Einblick, Junge Freiheit, Epoch Times und Compact angesehen . Immer hinsichtlich ihrer Afrika-Berichterstattung.
Diese fünf Dinge sind mir dabei aufgefallen: Weiterlesen
Afrika und die Wahl: Wie die AfD mit schiefen Zahlen Stimmung macht
Ich erinnere mich noch daran, wie die Alternative für Deutschland (AfD) bei der vergangenen Bundestagswahl für ihr schmales Wahlprogramm belächelt wurde. Dieses Jahr sind es nicht mehr nur 13, sondern 76 Seiten, die sie vorlegt. Afrika erwähnte die Partei damals mit keinem Wort; nun bereits 11 Mal. Und das ist alles andere als eine gute Nachricht.
Replik: Afrika braucht nicht noch mehr Halbwahrheiten
Unter einer Voraussetzung hat Jochen Bittner gar nicht mal so Unrecht hat mit dem Kommentar, den er in der Zeit verfasst hat. Würden wir uns noch im vergangenen Jahrhundert befinden, hätte sein Plädoyer „Afrika braucht mehr Kapitalismus“ durchaus ein paar berechtigte Vorschläge für eine Neuausrichtung der Entwicklungshilfe zu bieten. Nur: Die hat es in der Zwischenzeit längst gegeben. Derlei pauschales Bashing der Entwicklungszusammenarbeit ist leider nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Weiterlesen
FDP-Vorschläge zu Afrika: Die verpasste Chance
Bereits der Slogan des FDP-Wahlprogramms ließe sich hervorragend auf eine zukünftige Politik mit Afrika übertragen: „Schauen wir nicht länger zu“ könnte eine durchaus legitime Forderung sein hinsichtlich der mancherorts boomenden Wirtschaft. Als die Liberalen auch noch vom „Chancenkontinent Afrika“ sprechen, dessen am wenigsten entwickelten Ländern vermehrt in den Blick genommen werden sollten, bin ich wirklich gespannt. Zieht die Partei gleich ein modernes Afrikakonzept hervor, das optimistisch und wirtschaftsfreundlich ist?
Das Gegenteil ist der Fall. In keinem anderen der Wahlprogramme, die ich mir bisher in der Artikelserie angesehen habe, kommt Afrika so selten vor. Zwei Mal, um genau zu sein. Ein Mal mit Bezug auf Südafrika, eines der Länder, an denen sich Deutschland in Sachen Homoehe ein Beispiel nehmen müsse. Der zweite Fall ist bereits das Lob auf den „Chancenkontinent“.