Endlich setzen sich auch hierzulande Podcasts durch. Ein paar Empfehlungen aus dem, was ich regelmäßig höre, wenn ich Bahn fahre, Sport treibe oder in der Küche stehe.
Ich starte den Tag normalerweise nicht mit einer Tageszeitung, sondern mit Das war der Tag des Deutschlandfunks. Die Sendung ist vom Vorabend, deshalb die Verabschiedung in die Nacht manchmal irritierend. Die Qualität schmälert das aber nicht. Ausgewogene 45 Minuten.
Wenn wir schon beim DLF sind, kann der Hintergrund nicht unerwähnt bleiben. Der Name ist selbsterklärend. Mal interessieren mich die Themen, mal nicht. Wie das eben so ist. Recht trockene, aber aufschlussreiche 18 Minuten.
Ähnlich halte ich es auch mit den Features der Öffentlich Rechtlichen. Ab und an höre ich rein – und manchmal auch zu Ende. Die Cross-Veröffentlichen wirken anachronistisch, wie so vieles der ÖR (z.B. die fehlende Social Media Präsenz einzelner Formate). Aber gerade das ARD-Radiofeauture und das des DLF sind manchmal großer Journalismus. Bei WDR, NDR und Co ist das nicht immer der Fall. 50 Minuten, die mal fesseln, mal langweilen.
Klar, es gibt ein paar innovative, lockere Formate wie Der Anhalter. Unterm Strich sind die Erzählformen hierzulande aber aus der Zeit gefallen. Ich kann nur ahnen, gegen welche Windmühlen junge (und jung gebliebene) Redakteure bei den ÖR ankämpfen müssen. So ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die unterhaltsamen Podcasts US-amerikanischen Stils durchsetzen werden. Freakonomics, Radiolab und This American Life sind in den USA zu Recht so erfolgreich. Etwas neuer sind Invisibilia und History Revisited. Die Doppelmoderationen und die (vorgegaukelte) Gesprächsatmosphäre sind oft so mitreißend, dass auch öde Themen zum Erlebnis werden. Packende Storys über 45 bis 90 Minuten.
Wirklich aufregend sind weder Wirtschaft und Gesellschaft noch Umwelt und Verbraucher. Zugegeben, zahlenlastige Wirtschaftsformate zum Hören haben es schwer. BBC Business Daily und NPR Planet Money zeigen aber, dass da noch reichlich Luft nach oben ist. Etwas nerdig sind die (wirtschaftsliberalen) Gespräche von Russ Roberts im EconTalk und die Public Lectures der London School of Economics, wobei letztere sich nicht immer nur um Wirtschaft drehen. DRadio Wissen Hörsaal ist übrigens ein deutschsprachiges, wenn auch weniger hochkarätig besetztes Pendant.
Special Interest ist The China in Africa Podcast. Klingt einseitig, erschließt einem aber eine große Palette an Geschehnissen auf dem afrikanischen Kontinent. WPR Trend Lines denkt globaler, ist aber ebenfalls recht akademisch. Wem das zu verkopft ist: Eine Welt hören.
Ach ja, und Sven Preger ist ein toller Interviewer (Eine Stunde Talk), Chaosradio ein Muss für Techies und Netzkulturler. Und, last but not least, weil es wirklich wichtig und längst überfällig war: die Lage der Nation, ein eineinhalb stündiger Podcast, in dem Ulf Burmeyer und Philip Banse wöchentlich das politische Geschäft der Bundesrepublik Revue passieren lassen.